FAZ: Die Knutschkugel vom Bauernhof

Das Elektrofahrzeug TWIKE 5 soll das Twike 3 beerben. Auf den ersten Blick geht es als Auto durch, obwohl es wie sein Vorgänger ein Dreirad ist.

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Das Elektrofahrzeug Twike 5 soll das Twike 3 beerben. Auf den ersten Blick geht es als Auto durch, obwohl es wie sein Vorgänger ein Dreirad ist.

Das Twike 3 ist schon ein kleiner Klassiker in der Welt der Elektromobile. Seit 1995 wird das Elektro-Fahrrad mit Karosserie und zwei nebeneinanderliegenden Plätzen produziert. Knapp 1100 Einheiten sind bis heute verkauft, und es ist immer noch nicht Schluss. Ursprünglich in der Schweiz beheimatet und auch dort gebaut, ist seit 2002 die Fine Mobile GmbH aus Rosenthal in Nordhessen der Besitzer der Rechte an dem Zwitter aus Fahrrad und Automobil.

Boris Schmidt
Redakteur im Ressort „Technik und Motor“.

Nachdem zunächst jährlich rund 50 Twikes pro Jahr in Rosenthal in Handarbeit entstanden, sind es zurzeit noch zehn. Fine-Chef Martin Möscheid, der die kleine Produktion zusammen mit seinem Bruder auf dem elterlichen, nicht mehr bewirtschafteten Bauernhof aufgezogen hat, will aber noch höher hinaus. In Vorbereitung ist das Twike 5, das wesentlich aufwendiger gemacht ist und auf den ersten Blick als Auto durchgeht, obwohl es wie das Twike 3 ein Dreirad ist und in die europäische Zulassungskategorie L5e fällt. Damit gibt es keine Leistungsbeschränkung und theoretisch auch kein Gewichtslimit, wobei rund 500 Kilogramm Leergewicht und ein zulässiges Gesamtgewicht von 750 Kilogramm das Entwicklungsziel sind.

Nach dem Zwischenschritt Twike 4, einem fahrbaren Prototypen, in den 750.000 Euro investiert wurden, ist das Twike 5 nun kurz vor der Serienreife. Im Oktober soll der erste Prototyp fahren. 500 Einheiten sollen gebaut werden, knapp 90 sind vorbestellt und angezahlt. Auch das Twike 3 wird und wurde immer nur auf Bestellung gebaut. In den Neunzigern musste man in der Schweiz 20 000 Franken oder D-Mark anzahlen. Möscheid will noch warten, bis zwei Millionen Euro beisammen sind, momentan stehe der Zähler bei 1,3 Millionen Euro. Sowohl das Twike 3, das mindestens 25 000 Euro kostet, als auch das Twike 5 sind reine Liebhaberfahrzeuge. Allein schon wegen der hohen Preise, bedingt durch die Handarbeit und die kleinen Serien.

Bei rund 39.000 Euro wird der Basispreis für das Twike 5 liegen, es entfernt sich jedoch Welten vom Twike 3. Statt maximal 85 km/h sind theoretisch bis zu 190 km/h Höchstgeschwindigkeit denkbar, wahrscheinlich werde das maximale Tempo aber auf 120 oder 130 km/h limitiert. Die Hinterräder werden von einem Elektromotor mit 45 kW Nennleistung angetrieben, die Karosserie entsteht in Alu-Spaceframe-Bauweise mit einer Faserverbund-Außenhaut (Flachs und Karbon). Im Fahrzeugboden sitzt in einem flachen, rund zwölf Zentimeter hohen und rund einen Quadratmeter großen Kasten die Batterie, die je nach Auslegung eine Kapazität von bis zu 30 kWh bietet und rund 120 Kilo wiegt. Damit sind dann Reichweiten von rund 500 Kilometern möglich. Wie das Twike 3 hat auch der Nachfolger noch Pedale, es gibt aber keine direkte Verbindung zum Antrieb. Wer tritt, produziert Strom, der den Batterien zugutekommt.

Was fehlt, ist ein klassisches Lenkrad. Auch das hat Tradition. Das Twike 3 wird mit einer Stange und der rechten Hand gelenkt, was gewöhnungsbedürftig ist, aber kein Hexenwerk. „Kein Twike verlässt Rosenthal ohne zweistündige Einweisung“, sagt Möscheid hierzu. Beschleunigt und rekuperiert wird mit Knöpfen an der Lenkstange. Dazu fungiert der „Rücktritt“ mit den Pedalen als Fußbremse. Während das Twike 3 auf der Ebene mit Muskelkraft bewegt werden kann, geht das mit dem Twike 5 nicht mehr. Und es wird künftig mit zwei Stangen gelenkt, links und rechts.

Statt einem Moped-Rad vorn und größeren Smart-Rädern hinten hat das Twike 5 vorn die Reifengröße 145/65 und hinten immerhin 165/60. Es wird ein Luftwiderstandsbeiwert (cW-Wert) von 0,24 angepeilt, beim Design unterstützt Professor Lutz Fügener von der Hochschule Pforzheim. Viel Gewicht werde auf lokale Wertschöpfung gelegt, sagt Möscheid. Viele der Zulieferer kommen wie schon beim Twike 3 aus Deutschland, die Karosserie entstehe in Neuwied, die Batterien müsse man natürlich international einkaufen. Obwohl das Twike 5 gewiss ein sehr ambitioniertes Projekt ist, bleibt der Zweiundfünfzigjährige bescheiden. Drei neue Leute werde er einstellen, wenn die Produktion beginne, und die Räumlichkeiten in dem Bauernhof etwas umorganisieren. Drei Tage werde man an einem Arbeitsplatz pro Twike 5 brauchen, so dass rein rechnerisch mit einem Dreirad am Tag zu planen sei. Möscheid, der Kraftfahrzeug-Mechaniker gelernt hat und später Maschinenbau studierte, ist optimistisch, dass das Geld zusammenkommt. Über die Hälfte des Weges sei man schon gegangen.

Die Twike-Fangemeinde sei sehr groß und das Twike 5 der logische nächste Schritt. Hier falle auch das Einsteigen leichter, die Fronthaube werde ähnlich wie bei einem Motorradhelm nach oben geklappt – auf garagentaugliche 1,95 Meter. Einer seiner Kunden sei jetzt auf ein herkömmliches E-Auto umgestiegen, allein nur deshalb, weil er im fortgeschrittenen Alter nicht mehr gelenkig genug sei, in das kleine Twike 3 hineinzuschlüpfen. Und niemand müsse Angst haben, kein Twike mehr zu bekommen, wenn die 500 Einheiten verkauft seien. Man arbeite schon am Twike 6.

Quelle: F.A.Z.


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