TWIKE 5 im virtuellen Windkanal

Die Beschaffung der Einzelteile für den seriennahen Fahrzeugrahmen läuft derzeit auf Hochtouren.

TWIKE 5 in wind tunnel

Parallel finden Abstimmungen zu Material, Oberflächen und Lagenaufbau erster Faserverbundteile wie Scheibenrahmen und Haube statt. Diese zur Struktursteifigkeit beitragenden Bauteile werden zwar noch nicht gleich beim nächsten Fahrerprobungsträger (FET) montiert sein, sollen aber möglichst zeitnah folgen. Die Designoberflächen der Haube und auch der Frontscheibe sollen spätestens nach Werkzeugfreigabe und eigentlich schon jetzt nicht mehr angefasst werden. Umso wichtiger ist nun die Absicherung ihrer aerodynamischen Qualität in Form einer erneuten aber diesmal abschließenden, rechnerischen Simulation im virtuellen Windtunnel von AirShaper

Bei dieser Strömungssimulation werden Oberflächen einzelner Bauteile jedoch nicht isoliert und nur für sich betrachtet werden, denn sie stehen bei ihrem späteren Einsatz unter dem Einfluss aller angrenzenden Bauteile. Speziell die vorgelagerten Bauteile wie Lampenmaske und Frontverkleidung, werden sich stark auf die Luftführung auf die dahinterliegende Haube und Frontscheibe auswirken. Aber auch hintere Anbauteile, sich drehende Räder oder die Radhausverkleidungen sowie deren abschließende Luftabrisskante, können Einfluss auf den Luftstrom der vorderen Teile ausüben.  

Letztendlich hat die Gestalt des Fahrzeughecks den gravierendsten Einfluss auf den Fahrwiderstand – hier wird der Kampf gewonnen. Die Fahrzeugfront entscheidet jedoch, ob der Luftstrom möglichst ungestört auf der Oberfläche verteilt wird – hier kann also der Kampf bereits verloren werden. Die strategische Antwort auf die aktuelle Aufgabe lautet daher, den kompletten Fahrzeugkörper in einer mehrstufigen Strömungsanalyse zu untersuchen.  

Da vorgelagerte Flächen größeren Einfluss auf nachgelagerte Flächen besitzen, *begannen wir an der Fahrzeugfront in iterativen Schleifen Änderungen bis zu einem sinnvollen Optimum vorzunehmen. Nicht zu verletzende Grenzen stellen dabei bereits fixierte Bauteile, z.B. Scheinwerfer und Vorderachse sowie deren Arbeitsräume (Lichtkegel, Bewegungshüllkurven) dar. Erste zartere Versuche zeigten jedoch den Bedarf gravierenderer Maßnahmen auf. Aktuell wird daher mit dem Ziel maximaler Optimierung des cw-Wertes, ohne Verletzung des Scheibenrahmens und der Haube, die Fahrzeugfront und das Heck massiv neu verschliffen. Nach neu fixierter Oberflächengeometrie des Hauptkörpers werden verkleidende Bauteile der ebenso in ihrer Position nicht geänderten Funktionskörper (Radhaus, Wischarm, Rückspiegel, …) sowie der Schnittstellen (z.B. Übergang zu Dichtprofilen) in eigenen Iterationen optimiert. 

Bei allem Streben nach Optimierung soll dabei die bereits definierte Gestalt des Fahrzeugdesigns möglichst nicht geändert werden. Vorrangig wird das Ziel verfolgt, bei der Festlegung der finalen Oberfläche jetzt keine aerodynamischen Fehler zu begehen. Zugleich wird die Chance genutzt, das Optimum zu erreichen. Wir sind selbst sehr gespannt!

*aktualisiert am 05.08.2024


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7 Antworten

  1. Michael

    Wird bei der Simulation auch Seitenwind berücksichtigt? Dadurch kommt ja die Luft schräg auf das Fahrzeug zu.

    1. Ja, der Einfluss von Seitenwind wurde auch bei früheren Simulationen bereits berücksichtigt.

  2. Rasender Rudi

    Hallo liebes Twike – Team, wenn ich mir das Twike in Eurer Visualisierung so ansehe, fällt mir auf, dass die Scheinwerfer gar nicht so „glattgeschmirgelt“ wirken, wie der Rest des Fahrzeugs. Das wirkt in der Ansicht sehr sympathisch und hinterlässt in mir trotzdem den Eindruck, dass sich da wegen der Strömungsoptimierung noch was ändern könnte. Wie seht ihr das? Viele Grüße vom Rasenden Rudi

    1. Ja, das Schmirgelpapier will schon länger an die Einbettung der Lampen ran. Die mechanische Position gilt aber als gesetzt und etwaige Änderungen müssen fertigungs- und kostentechnisch abgewogen werden. Leichte Änderungen sind aber bereits zu erwarten. Wir sind selbst gespannt auf den dann neuen Eindruck.

  3. Wim R.

    Hallo TWIKE-Team,

    Danke für die interessante Ausführung zur Strömungssimulation des TW5.
    Wir wünschen euch, passend zu diesem Thema, dass es genügend Rückenwind gibt, um alle Pläne mit Fahrt umsetzen zu können.

    Inzwischen habe ich gelesen, dass, ab dem 7. Juli 2024, das neue Sicherheitssystem GSR 2 Pflicht wird in Europa (damit wir im Auto mehr Zeit haben um uns mit anderen Sachen zu beschäftigen als nur Autofahren -:) ).
    Gilt diese Pflicht auch für Dreiräder der Kategorie L5e mit aktive und wache Pilot(innen) ?
    Ich kann es nirgendwo finden.

    Im Voraus vielen Dank für die Antwort und viel Erfolg auf die Zielgerade!

    1. Hallo Wim, Danke für Deine Frage – die Klasse L5e ist neben Kleinserien und anderen Klassen von dieser Pflicht jedoch ausgenommen.

      1. Twike5.LU

        Halla Twike-Team

        Das hört sich für mich schon mal sehr gut an, sonst müsste ich meine Vorbestellung wieder zurück ziehen.
        Bin nämlich komplett gegen jegliche Art solcher sogenannten Assistenzsysteme, die einem das ein oder andere mal den Blutdruck auf 100.000 hoch schiessen lassen, weil die Automobilindustrie der Meinung ist, dass ihre Systeme den Verkehr besser managen könnten als ein Autofahrer selbst.
        Wie soll man jemandem erklären, dass man gerade einen seiner Liebsten über den Haufen gefahren hat, weil diese Systeme nur zu mindestens 90% funktionieren müssen.
        Danke an unsere EU-Vertreter die solche tötlichsein könnenden Richtlinien für gut heissen.

        In der Hoffnung, dass das Twike5 für 2025 erhältlich sein wird, versuche ich in dieser Zeit, meinen über 2,5 Tonnen wiegenden Dieselpanzer so zu manövrieren, dass er und ich (vor allem ich), ohne Schaden zu nehmen, auf das Twike5 um steigen können.

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