Als der Schotte Robert Anderson in den 1830er Jahren durch die Straßen seiner Heimatstadt Aberdeen fuhr, muss die Verblüffung der Passanten riesig gewesen sein. Da fuhr ein Mann auf einer elektrisch betriebenen, dreirädrigen Kutsche durch die Straßen! Jahrzehnte vor der Erfindung des Verbrennungsmotors durch Étienne Lenoir (1863) und Carl Benz (1885) gelang Anderson die Entwicklung einer „pferdelosen Kutsche“, die mittels eines Elektromotors eine Geschwindigkeit von 12 km/h erreichte.
Erste Elektromotoren mit Einwegbatterien
Doch anders als beim heutigen TWIKE nutzte Anderson in seinem Prototyp noch fossile Brennstoffe. Zur Stromerzeugung in seiner Einwegbatterie setzte er auf Rohöl. Im Gegensatz zu den später aufkommenden benzinbetriebenen Fahrzeugen ist der elektrische Wagen von Anderson dennoch ein absolut umweltfreundliches Fahrzeug.
Andere Erfinder dieser Zeit verwendeten Elektromagnete (Bestandteile von Elektromotoren) und Batterien, um das Elektrofahrzeug anzutreiben. Der Fortschritt der Elektrofahrzeuge hängt fast ausschließlich von der Entwicklung der Batterie ab. Erst in den 1880er und 1890er Jahren, mehrere Jahrzehnte nach Andersons erstem Elektrofahrzeug und nach Faures Verbesserung der Bleibatterie, wurden Elektroautos in den Vereinigten Staaten und Europa immer beliebter.
1888: Ein Elektroauto „Made in Germany“ erscheint
Ein weiterer Pionier der Elektromobilität kommt aus Frankreich. 1881 entwarf Gustave Trouvé sein „Trouvé Tricycle“, ebenfalls ein elektrisch betriebenes und dreirädriges Fahrzeug. Angetrieben wird es von zwei Motoren und unterstützt von der Energie aus mehreren Bleibatterien. Das reichte damals immerhin für 18 km/h und eine Reichweite von bis zu 26 Kilometern – genug für eine ausgiebige Spritztour durch Paris.
In Deutschland erschien das erste Elektroauto 1888, diesmal jedoch auf vier Rädern. Der „Flocken Elektrowagen“, benannt nach seinem Erfinder Andreas Flocken, wird in Coburg produziert und erinnert im Design noch sehr stark an eine Pferdekutsche. Als Ausgangspunkt seiner Konstruktion diente ein hochrädiger, eisenbereifter Kutschwagen (hoher Schwerpunkt, schmale Spurweite, Drehschemellenkung usw.). Die Elektromotor verfügte über 0,9 kW Leistung, die per Lederriemen auf die Hinterachse übertragen wurde. So erreichte der „Flocken Elektrowagen“ immerhin 15 km/h.
Um 1900 setzen sich Benziner gegen Elektroautos durch
1898 knackte ein Elektroauto dann erstmals die Marke von 100 Stundenkilometern. Das Fahrzeug „La Jamais Contente“ des belgischen Ingenieurs und Rennfahrers Camille Jenatzy, das optisch etwas an eine Rakete auf Rädern erinnert, stellt den Geschwindigkeitsrekord auf. Doch trotz ihrer noch heute vorhandenen Vorteile (leichte Bedienung, Umweltfreundlichkeit und geringe Geräuschbelastung) können sich Elektroautos in den kommenden Jahren nicht durchsetzen.
Der Grund dafür liegt jedoch weniger in der geringen Reichweite. Vielmehr spielt das hohe Gewicht aufgrund der Batterien eine Rolle und eine Erfindung des Amerikaners Charles F. Kettering. Dieser entwickelte 1911 den ersten Anlasser, wodurch sich Verbrennungsmotoren – im Gegensatz zu damaligen Elektromotoren – problemlos starten ließen. Ein weiteres Argument, das damals noch gegen Elektroautos sprach, war der aufwändige Ladeprozess. Anders als heute, brauchte man dafür noch stationäre Generatoren.
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